Kategorie: Ergebnisse

Wissenschaft des Gefühls

Jede Wissenschaft vom Menschen sieht sich mit einem zweifachen Anspruch konfrontiert:
einerseits muss sie den Erkenntnisgrundlagen wissenschaftlichen Denkens entsprechen,
andererseits sollte sie in der Lage sein, nicht nur auf Erkenntnisfragen, sondern auch auf
existenziell tiefer gelagerte Lebensfragen zu antworten. Wissenschaftlichkeit dürfte also die
existenzielle Dimension nicht ausschließen; persönliche Betroffenheit andererseits nicht
jenseits wissenschaftlicher Selbstverantwortung liegen. So verbinden sich in den
Wissenschaften vom Menschen, also zum Beispiel in der Psychologie und der Medizin (hier
insbesondere, weil in ihnen stets auch therapeutische Bedürfnisse angesprochen sind)
Erkenntnis und Leben, Wissenschaft und Selbstgefühl, und, sofern es sich um
geisteswissenschaftliche Grundlagen handelt, Spiritualität und Existenzialität.

„Eine neue Natur aus geistiger Übernatur schaffen“

Interview vom Februar 2017 zur Mistelforschung

Vor 100 Jahren hat Rudolf Steiner gemeinsam mit Ita Wegman die Behandlung von
Krebs mit Hilfe der Mistel angeregt. Nun werden ab Sommer erstmals Mistelöle und –
lotionen in den Handel kommen. Dahinter steht eine ungewöhnliche Entwicklungsarbeit
zwischen dem anthroposophischen Reinigungsmittelhersteller Sonett und Professor Dr.
Dr. Wolf-Ulrich Klünker, der nicht nur an der Alanus Hochschule, sondern auch im
Rahmen der Delos Forschungsstelle tätig ist. Ronald Richter sprach mit ihm über die
Aufgabe der Mistel in unserer Zeit und ein vertieftes Verständnis von Anthroposophie.

Johannes-Lazarus

Die letzte Ansprache Rudolf Steiners bildet das Johannes- Lazarus-Vermächtnis der Anthroposophie. Rudolf Steiner wendet sich hier an eine Zukunft – und nimmt implizit eine Neuausrichtung der Anthroposophie vor. Er gründet sie auf ein neues Empfinden und Erleben: Das Gefühl nach dem Durchgang durch Schmerz und Tod. Hier kann deutlich werden, wie Anthroposophie im Menschen untergründig wirkt auch jenseits ihrer Inhalte. Die letzte Ansprache mit ihrer Anknüpfung an Johannes-Lazarus weist auf die innere Beziehung von existentieller Lebensschicht und geistiger Ausrichtung. Gelingt diese Verbindung, dann kann das Ich erwachen.

Anthroposophie als Ich-Berührung

Das 21. Jahrhundert fragt nach einer neuen Anthroposophie: Sie soll die Schwelle des Ich beleuchten. Antworten kommen zunehmend aus der Zukunft, immer weniger aus der Vergangenheit. Das gilt auch für ein neues Verständnis von eigener Biographie und Schicksal: Meine Vergangenheit wird erst wirklich, wenn ich mir die Zukunft erschließe; dadurch erwache ich in der Gegenwart. Die neue Geisteswissenschaft meint ein solches Verhältnis zum Geist. Es gestaltet ein Ich-getragenes Empfinden von Natur und Karma, Beziehung und Individualität.

Die Antwort der Seele

»Noch immer wird psychologisch und therapeutisch, aber auch bei der Ursachensuche leiblicher Erkrankungen und sozialer Probleme fast ausschließlich danach gefragt, was in der Vergangenheit auslösend hat wirken können. Die Ursache in der Zukunft zu sehen fällt ungeheuer schwer, unter anderem auch deshalb, weil für die Zukunft zunächst gar keine Bewusstseinsform ausgebildet werden kann. Im Bewusstsein ist lediglich das anzutreffen, was war oder ist, nicht aber dasjenige, was sein wird. So erscheinen neue Formen der Bewusstseinsbildung notwendig.«
Wolf-Ulrich Klünker

Christus und das Schicksal des Menschen

Die Beziehung des Menschen zu Christus ist nicht nur Glaubensprinzip, sondern eine (oft unbewusste) Lebenskraft. Aus dieser Kraft entstehen ein verändertes Menschenbild, ein neues Selbsterleben und zukünftige therapeutische Horizonte. So kann die christliche Überlieferung in unserer Zeit individuelle Lebenswirklichkeit werden – am Berührungspunkt von Leib und Seele, von Bewusstsein und Sein. Krankheiten von Seele und Leib rufen die Frage nach gesundender geistiger Kraft hervor. Anthropologie, Psychologie und Therapie kommen hier häufig an eine Grenze. Bisher wenig beachtete Ansätze der christlichen Menschenkunde erweisen sich in diesem Zusammenhang als zukunftsfähig. So erscheint die Beziehung von Leib und Seele, von Tod und Unsterblichkeit in einem neuen Licht. Christus wird zum Herrn nicht nur des menschlichen Schicksals, sondern auch der Elemente und damit eine Gesundungs- und Entwicklungskraft.