15. Juli 2024

Das große Ganze


Carla Heller (Studentin im Studiengang Architektur) hat in ihrem Beitrag, die im Seminar „Der Mensch als Tier – Der Mensch als Engel – Der Mensch als Mensch“ an der Alanus-Hochschule  gezeigten Bilder von Ramona Rehn untersucht. 

Das große Ganze

Im Laufe des Seminars „Der Mensch als Tier, der Mensch als Engel, der Mensch als  Mensch“ von Wolf-Ulrich Klünker und Ramona Rehn wurden unter anderem verschiedenste Gemälde von Ramona Rehn durchgenommen. Der Folgende Text befasst sich mit meinem persönlichen Prozess während der Analyse dieser Kunstwerke.

Meine erste Handlung war eine grobe Bildanalyse, bei der folgendes entfloss: Das erste Gemälde „Der Löwe erwachend“, zeigt einen Löwen, welcher seitlich liegt. Bei genauerer Betrachtung erkennt man den leichten strukturellen Unterschied zwischen  Boden und Himmel. Darüber hinaus schmücken den Himmel mehr Blautöne, den Boden mehr Grüntöne.. Darüber hinaus schmücken den Himmel mehr Blautöne, den Boden mehr Grüntöne.

„Der Löwe erwachend“ von Ramona Rehn

Während dieses Prozesses, wurde auffällig, wie sehr man den Fokus auf das Optische und Offensichtliche legt. Um diesen Prozess zu unterbrechen, entschied ich mich dazu, dass Bild für einige Tage beiseitezulegen. Als ich das Bild erneut aufgriff, waren mir die ersten Gedankengänge wichtig. Diese waren zum einen, die Fragestellungen, die sich aus der Position des Löwen entwickelten. Schläft er nur? Ist er tot? Oder erwacht er grad, wie es der Titel besagt? Mein zweiter viel wichtigerer Gedankengang: Handelt es sich hierbei um eine gemalte Wärmesignatur? Darauf komme ich, da eine Wärmesignatur einen lebendigen Körper rot darstellt und dieser die Wärme ausstrahlt. Im Gemälde des Löwen, erkennt man vor allem über dem Kopf und dem Rücken eine orangefarbene Ausstrahlung. Diesen Aspekt habe ich weitergeführt und bin zu dem Entschluss gekommen, es handelt sich hierbei um eine Sphäre eines Tieres und die Bedeutung dieser auf ihre direkte Umgebung.

Mit den gewonnenen Eindrücken fasste ich den Entschluss ein weiteres Gemälde zu interpretieren. Bei dem zweiten Bild handelt es sich um eine Engelszeichnung von Ramona Rehn.

„Außen ist innen“ von Ramona Rehn

Im ersten Moment würden die meisten die offensichtliche Interpretationsweise wählen und die Gestalt in der Mitte des Bildes als Engel bezeichnen. Von der andauernden Vermenschlichung vor allem in Bezug auf Engel, möchte ich mich jedoch distanzieren. Für mich ist etwas, was ich noch nie gesehen habe, nicht direkt ein Mensch. AlsAnekdote hierzu eine kleine Metapher: Wer noch nie einen Kuchen gesehen hat, hat auch keine Ahnung wie er aussieht. 

Es ist also weder herabwertend noch aufwertend einen Engel zu vermenschlichen, es ist schlichtweg falsch. Daher ist die Gestalt, die man auf diesem Bild sieht, ein Mensch, ich erkenne jedoch den gelben Schein, der vom Engel auf den Menschen ausstrahlt. Das Gemälde wurde also meiner Meinung nach aus Sicht des Engels gemalt. Die Haltung der Person, kann man auf zwei Weisen interpretieren, entweder versteckt sich dieser oder aber er strahlt eine entdeckungsfreudige Entschlossenheit aus. Ein weiteres Indiz, wieso es sich um einen Menschen handelt, ist der Hintergrund, welcher in Blau und Grüntönen gestaltet wurde, was wie wir im ersten Gemälde mitgenommen haben, die Natur der Erde widerspiegelt.

Das nächste Gemälde ist die Verbindung dieser Ebenen. Es handelt sich um das Kunstwerk „Planetenbild“ von Ramona Rehn. Auffällig ist hierbei, dass der rote Kreis, am größten gewählt worden ist. Greift dies den Punkt Beuys auf, dass wir auf Grund der steigenden Materialisierung dem einhergehenden Egoismus, uns selbst als Lebewesen höher als den Rest positionieren?

 

„Planetenbild“ von Ramona Rehn

Die Tiere positionieren sich auch zu uns im roten Kreis, aus dem einfachen Grund, dass wir auch wie sie Tiere sind. Der gelbe etwas kleinere gelbe Kreis spiegelt den Schein der Engel wider. Eine menschliche Reaktion, da wir all das, was wir nicht verstehen, sehen oder gar anfassen können, als etwas übermächtiges einschätzen. Die Natur, der grüne Kreis, ist durch das steigende Umweltbewusstsein heutzutage fast genauso groß wie der Gelbe. Kaum erkennbar ist der blaue Kreis, der den Himmel widerspiegelt. Erschreckend war die Entdeckung der Kugel, die sich im Zentrum des Bildes erahnen lassen kann, sie zeigt die Erkenntnis, das ganze als eines zu sehen.

Dass für mich bedeutsamste Gemälde ist das Folgende: „Das blaue Wesen“ oder wie ich es lieber nennen würde „das große Ganze“ von Ramona Rehn. Es zeigt weder Strukturen eines Menschen noch eines Tieres oder eines Engels und doch vereint es für mich all dies. Zu dieser Erkenntnis benötigt es einige Schritte.

 

 

Offensichtlich waren die Gemeinsamkeiten der Bilder, doch war nicht erkennbar inwiefern. Um diesen Zusammenhang herzustellen, ordnete ich sie in Form einer Komposition an.

Komposition 1 von Carla Heller

Als Hintergrund bot sich „das blaue Wesen“ aufgrund seiner vermeintlichen Einfachheit an. Das Tier, sichtlich unter den Menschen, wie auch die Planeten, als eine Art Übersichtskarte der verschiedenen Aspekte. Auffällig war, dass die Striche den Anschein vermachen vom Hintergrund fortgeführt zu werden.

Komposition 2 von Carla Heller

Als weiteren Prozess habe ich den Hintergrund nach vorne gerückt, aber leicht durchsichtig wie einen Vorhang gestaltet. „Der Löwe erwachend“, wie auch das „Planetenbild“ fügen sich leicht in die Umgebung ein. Das Bild des Menschen, braucht für diesen Prozess sichtlich länger. Liegt dies am oben genannten Egoismus? Oder ist es weil wir mehr Hinterfragen?

 Komposition 3 von Carla Heller

Im Laufe des Prozesses habe ich mich weiter mit der fortlaufenden Entfremdung der Erkenntnis das große Ganze zu sehen beschäftigt. Und bin zu dem Entschluss gekommen, dass alle Aspekte: Tier, Mensch, Umwelt und Engel in einem betrachtet werden müssen. Im großen Ganzen. Und erst wer dies akzeptiert und keine Gewichtung mehr zu ordnet, erst der wird das große Ganze anfangen zu verstehen und damit die Möglichkeit des Wachsens erlangen.