zum vierten Advent möchten wir uns mit einem kurzen Jahresrückblick und mit herzlichem Dank für Ihre Unterstützung unserer Arbeit bei Ihnen melden. Vielleicht haben Sie an unseren Veranstaltungen und Publikationen bemerkt, dass sich der Schwerpunkt unserer Arbeit leicht verschoben hat. In den gegenwärtigen zwischenmenschlich, sozial, politisch, psychologisch und auch geistig sehr schwierigen Zeiten haben wir uns auf einen neuen Begriff der Anthroposophie ausgerichtet – dazu gehört nach hundert Jahren auch ein neuer Blick auf Rudolf Steiner (und etwa auch auf Ita Wegman). In der geistigen Dimension der Anthroposophie sind Mensch und Werk, geistiger Inhalt und existentielle Realisierung nicht zu trennen. Das Werk und das Leben Rudolf Steiners können sich rückblickend nur dann positiv qualifizieren, wenn sie heute in ihrer Zukunftsdimension erfasst werden. In diesen Formulierungen wird deutlich, dass der Schwerpunkt unserer Arbeit, die (therapeutische) Menschenkunde, durch die genannten Perspektiven intensiviert werden kann.
Für das zu Ende gehende Jahr 2022 sind unter den Publikationen insbesondere zwei Buchveröffentlichungen zu nennen: Ersterscheinung der Schrift des Albertus Magnus „De unitate intellectus“ im Verlag frommann-holzboog und die Neuauflage des kleinen Buches „Alanus ab Insulis“ mit dem Untertitel „Selbsterkenntnis – Natur – Wissenschaft“. Wir freuen uns, dass die Neuauflage pünktlich zum 50. Jubiläumsjahr der Alanus Hochschule (2023) möglich wurde. In diesem Jahr ist eine Ausstellung der Lochkamera-Bilder von Ramona Rehn in der Bibliothek der Alanus Hochschule geplant; auch darin kann die Außenwirkung von Aktivitäten der DELOS Forschungsstelle deutlich werden. Das gilt natürlich in ähnlicher Weise für unsere Lehrveranstaltungen in der Alanus Hochschule und für die DELOS-Seminare, die in Köln vom Freien Bildungswerk Rheinland veranstaltet werden.
Neu sind zwei Online-Angebote: unser sogenanntes „Montagskolloquium“ für besonders interessierte Studierende der Alanus Hochschule (menschenkundliche Forschungsfragen) und die Neugestaltung unserer Internetseite, insbesondere mit den Lesungen bzw. Erläuterungen zu dem Buch „Die Empfindung des Schicksals. Reinkarnatin und Karma im 21. Jahrhundert“ (delos-forschungsstelle.de).
In unserer Grundlagenarbeit fokussieren wir uns auf einen Folgeband zu der „Empfindung des Schicksals“. Hier soll das Verständnis von Reinkarnation und Karma völlig neu gefasst werden, so dass der „alte“ Blick auf aufeinanderfolgende Reinkarnationen überwunden werden kann: zu Gunsten einer karmischen Präsenz im Lebensaugenblick. Diese Blickrichtung wird sicher auch das Bild der Anthroposophie grundlegend verändern. In ähnlicher Weise arbeiten wir an einer Anschlußpublikation zu dem Buch „Die Psychologie des Ich“ mit dem Schwerpunkt des peripheren Ich, also meiner Existenz in der Welt und im anderen Menschen. Zudem ist Wolf-Ulrich Klünker am Band 14 der SkA (Steiner kritische Ausgabe) beteiligt mit dem Schwerpunkt der anthroposophischen Leitsätze und der Jahre 1924/25.
Die letzte Zeit und die Zukunftsaussichten gestalten sich auch für die DELOS Forschungsstelle schwierig; es erübrigt sich fast, auf die Erschwernisse in den Umgebungsbedingungen zu verweisen (Inflation, Energiekosten, Bild der Anthroposophie in der Öffentlichkeit). Hinzu kommen nach über zwei Jahrzehnten Sanierungsnotwendigkeiten am Haus der Forschungsstelle, das nach wie vor die notwendige Grundlage und den Zentrierungspunkt unserer Arbeit bildet. Wir hoffen und wünschen uns sehr, dass Sie auch hier mit uns verbunden bleiben, und wir bedanken uns sehr herzlich für Ihre Hilfe in dem zu Ende gehenden Jahr. Unsere Arbeit wird im Sinne des peripheren Ich getragen von den menschlichen, geistigen und lebensrealen Beziehungen, die entstehen, bestehen und sich weiter entwickeln. Darin kann man auch ein nichtsentimentales Motiv des Weihnachtsgeschehens erkennen.
Mit herzlichen Grüßen,
Wolf-Ulrich Klünker
Roland Wiese
Ramona Rehn
Bild oben: Titelbild der Neuauflage „Alanus ab Insulis“ (Zeichnung von Ramona Rehn)